Baum-Entdecker-Forum – November 2021
Bad Schandau, Sächsische Schweiz
18. November 2021
Wurzelbuche im Elbsandsteingebirge
Geländes. Auf einer Wanderung östlich von Bad Schandau, entdeckte Carolin Reinke diese Buche in einer urigen Felsnische zwischen den Schrammsteinen und den Affensteinen. Selbst ein japanischer Bonsaikünstler hätte das Zusammenspiel aus Fels und Baum nicht wirkungsvoller in Szene setzen können. Der Wurzelteller der Buche dehnt sich kreisförmig in alle Richtungen über einem Felsplateau aus und erreicht einen Durchmesser von gut 8 m. Geht man näher heran, so wird auch die Dimension des Baumstammes sichtbar, der unbeschädigt und fast jugendlich wie eine Säule himmelwärts strebt. In 1 m über dem vermuteten Keimpunkt erreicht der Stamm einen Umfang von ca. 5,30 m. Sieben oder acht dünnere Äste treten nach und nach aus der Stammsäule hervor. Erst ziemlich weit oben, etwa 15 m über dem Boden, formt dann eine Handvoll Äste die überschaubare, straußförmige Krone. Die Wipfel der Rotbuche erreichen 20 bis 23 m Höhe. Die Einzigartigkeit dieser Buche, ihr geheimnisvoller Standort und ihr hohes Alter (sicher über 300 Jahre, denn die Krone liegt größenmäßig zwischen „vorherrschend“ und „Bestandesbaum-typisch“) macht sie unzweifelhaft zu einem national bedeutsamen Baum (NBB). Gardemaß für Buchen-NBB ist eigentlich 6,50 m Stammumfang. Besonders schön gewachsene oder charaktervolle Buchen wie diese hier können aber bereits ab einem Umfang von über 5 m in die Liste der national bedeutsamen Bäume (LNBB) aufgenommen werden.
Waldenburg, Landkreis Zwickau, Sachsen – 10. November 2021
Dicker Zwilling
Es geschah eines Tages beim Pilze suchen. Matthias Morgner (Landkreis Zwickau) blieb in einem abgelegenen Waldstück in der Gegend von Waldenburg (Sachsen), fern abseits der Wanderwege, wie angewurzelt stehen. Vor sich sah er nicht etwa ein Grüppchen frischer Steinpilze, das seinen Appetit weckte. Nein, es war vielmehr ein monumentaler Eichenstamm mit stattlichen Wurzelausläufern, der seine Aufmerksamkeit fesselte. Hoch und höher zieht sich der Stamm dieser Stieleiche hinauf, erst aus einem Guss, dann in Form zweier Zwillingsäste, die nahezu parallel steil aufwärts strebend zuletzt eine Krone bilden, die sich im Dach des Waldes leicht vorherrschend etablieren konnte. Leicht dürfte die Entwicklung für die Eiche nicht gewesen sein, denn die leichte Neigung des Stammes geht nicht gen Süden, sondern im Gegenteil nach Norden, weil dort wohl mehr Licht zu erhaschen war. Misst man den Baum bodennah oder wie der Forstmann von der oberen Stammseite her in Brusthöhe, so erreicht der Stamm bereits um 7,5 m Umfang. Anders jedoch in 1 m Höhe über dem Keimpunkt, wo der Stamm ziemlich genau seine Taille hat. Hier sind es „nur“ 7,27 m. Und doch ist die Tendenz für das Deutsche Baumarchiv auch dieses Mal wieder eindeutig: Es dürfte sich auch hier bereits um einen NBB handeln, denn der Waldriese hat als „Dicker Zwilling“ nicht nur seine gelungene Form. Die nur leicht vorherrschende Krone legt auch ein überdurchschnittliches Alter von ca. 400 bis 420 Jahren nahe. Etwas Diskussionsbedarf bleibt aber noch – daher die Frage an Sie, die Besucherinnen und Besucher des Forums: Wie sehen Sie den Status dieser Eiche? Noch regional bedeutsam, oder schon national bedeutsam? – Beiträge sind herzlich willkommen (info@baum-entdecker.de).
Bild links: Dieser Waldriese wird von seinem Finder liebevoll als „Dicker Zwilling“ bezeichnet. Im Foto Matthias Morgner (NBE) neben der Eiche.