Baum-Entdecker-Forum – Juli 2022

Schildwende, Titisee, Baden-Württemberg - 29. Juli 2022

Die Tanne lebt!

Lange dachten wir, diese alte Weißtanne sei erloschen. Doch dann gelang uns vom Deutschen Baumarchiv die Lokalisation doch noch. Bei Schildwende, versteckt in einer Hangmulde im dichten Wald, konnte sie in über 1000 m Höhe ausfindig gemacht werden. Als Pfadfinder war uns freundlicherweise Michel Grün behilflich, der sich mit den Bäumen der Region auskennt wie kein Zweiter. Die Freude war auf beiden Seiten groß, denn die alte Tanne grünt und zeigt (abgesehen von einem kleinen Rückeschaden auf der Hangoberseite) keine Beeinträchtigung. Gut über 5 m Stammumfang hat der verborgene Nadelbaum bereits erreicht. Und sein Alter ist kein Geheimnis. Von einer zweiten benachbarten Tanne mit ähnlichem Format blieb die Baumscheibe übrig, die gut zählbar knapp 300 Jahrringe aufweist. Im Zentrum der Scheibe übrigens sehr eng sitzende Ringe, denn der Baum muss mehr als 50 Jahre im schattigen Unterstand verbracht haben. 300 Jahre alt dürfte die verbliebene Tanne von Schildwende also definitiv auch sein, eher noch 30 bis 40 Jahre älter.
Der abgelegene Standort der Tanne passt vollkommen zum Profil der Baumart. Eine Studie des Deutschen Baumarchivs ergab vor einigen Jahren, dass die Tanne die zivilisationsfernste Baumart Deutschlands überhaupt ist. Alte Exemplare der Tanne wachsen durchschnittlich in der größten Entfernung zu bewohnten Siedlungselementen – Hütten, Gehöften oder Dörfern.
 

←  Tanne bei Schildwende | Umfang: 5,05 m | Nationaler Baum-Entdecker (NBE): Stefan Kühn;
Foto: Michel Grün

 

 

Mettendorf, Landkreis Roth, Bayern - 22. Juli 2022

Die Riesenpappeln und der Biber

Im Bild oben die intakt gebliebene Pappel mit einem Stammumfang von 7,98 m
Zum wiederholten Mal kann Henning Seeger auf einen verblüffenden Fund zurückschauen, den er in der kalten Jahreszeit gemacht und nun für das Forum aufgearbeitet hat. Er entdeckte im Mündungsgebiet eines kleinen Baches, nahe Mettendorf im Landkreis Roth, zwei gewaltige Schwarzpappeln. Die größte der beiden (Standort nahe dem Bachlauf) war offenbar nicht nur für das menschliche Auge interessant. Der fleißige Biber hat an der Basis die Borke samt weichem Holz so extrem abgenagt, dass 80 Prozent des Stammes entrindet sind. Und doch trieb die Riesenpappel (Umfang 8,14 m) dieses Jahr unbeeindruckt aus. Die rasch informierte Naturschutzbehörde hat bereits reagiert und per Zaun weiteren Schaden unterbunden. Ob der Baum überlebt, wird sich in den nächsten Jahren zeigen. Die zweite Pappel hatte mehr Glück und blieb unbehelligt. Sie präsentiert über ihrem 7,98 m messenden Stamm eine luftige, völlig intakte Krone.
Die Größere der beiden Pappeln mit 8,14 m Umfang | Nationaler Baum-Entdecker (NBE): Henning Seeger